Bilder und Text von Stefanie Ruprechter
In diesem Sommer 2018 hab ich mich ausschließlich auf das Malen konzentriert. Die meisten Bilder habe ich zusammen mit meiner Tochter gemalt! Die Ergebnisse könnt ihr beim Kunstsupermarkt in Wien, ab 17.10. sehen.
Ich schreibe euch ein bisschen darüber warum ich was gemalt habe und teile mit euch ein paar Fotos. Damit ihr eine genaue Vorstellung bekommt, was ich so mache, wenn Naturlieb-Schmuck ruht.
Ein Kinderspiel
Ganz bewusst habe ich die Entscheidung getroffen fast ausschließlich friedliche und in ihrem Ausdruck hauptsächlich lustige und fröhliche Bilder zu malen. Dies war meine ürsprüngliche Intension. Das Thema spielen diente hierfür ideal als Träger. Ich bemerke in meinem Umfeld in letzter Zeit, dass die Angst stark wächst. Bei sehr vielen Leuten wächst die Angst und eine Unzufriedenheit vor der Zukunft aus diversen Gründen. Auf die ich hier nicht tiefer eingehen will, da diese sehr vielschichtig sind. Eine konkrete oder unbestimmte Angst scheint zu wachsen. Wird uns diese auch aus vielen Quellen introjiziert. Warum auch immer das so ist, will ich hier nicht ganz ergründen. Ich kann nur sagen, dass ein glücklicher Mensch ein schlechter Konsument ist. So seh ich es, als rebellischen Akt fröhliche Bilder zu malen.
Spielen
Spielen. Je tiefer ich mich mit dem Thema Spielen beschäftigte, umso mehr kam ich zu der Erkenntnis, dass spielen eine ernste Angelegenheit ist. Es ist mir klar, dass diese Aussage vermeintlich konträr zu der allgemein gültigen Ansicht steht. Meinen doch die meisten Leute, dass arbeiten ganz ernst ist und spielen genau das Gegenteil. Vieles konnte ich aber beim Spiel oder beim Beobachten meiner spielenden Tochter lernen. So hat sich meine Einstellung über dieses Thema gewandelt. (Um zu solch einer Erkenntnis zu kommen muss man nicht erst in die Elternschaft treten, jeder kann Kinder ernsthaft beobachten) Zitat meiner Tochter Anja 5 Jahre :“ Weißt du was? Wenn ich spiele fühle ich am Meisten.“ Und so ist es. Wenn man spielt fühlt man sich am Meisten.
Im Moment sein Erwachsene müssen oft viel üben, um es wieder zu erlenen; das im Moment sein. Aber Kinder! Kinder können das allesamt von Natur aus wenn sie spielen. Sie vergessen Zeit und Hunger, denken nichts anderes und sind voll und ganz im Hier und Jetzt. Eben im Spiel. Sie üben vielleicht nicht Kontemplation, aber sie sind 100% present. Es gibt keine Trennung mehr zwischen Spiel und Selbst. In dem Zustand sind sie offen, wissbegierig, sozial und kreativ. Die Frage ist: Warum verlernen wir das? Wohin verschwindet die Fähigkeit zu diesem Urbewusstseinszustandes des bloßen Seins? Und warum meinen wir Erwachsenen dann, wir müssten den Kindern ja soviel lernen und anerziehen. Sind die Erwachsenen nicht schuld mit ihrer Erziehungsvorstellung, dass wir diese Fähigkeit verlieren? Und lernen Kinder nicht alles was sie brauchen, wenn sie spielen? (siehe Arno Stern) Diese Beobachtung mit diesem Vergleich haben mich sehr bewegt, auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt, finde ich trotzdem, dass dieser Vergleich einem hilft das Spiel mit mehr Bedeutung zu betrachten. Wieviel spielen Erwachsenen noch?
Definition Was ist genau spielen? Ich denke spielen ist eine Tätigkeit, die man freiwillig und mit Freude macht. Man siehe die Kinder an. Sie spielen kochen, putzen, Haus bauen usw. Alles Tätigkeiten, die wir voller Ernst, als Arbeit betiteln würden. Und ja Arbeit kann sich auch, wie spielen anfühlen. Beobachtet man Kinder zum Beispiel bei einem Rollenspiel mit diversen Figuren, sieht man, dass sie oft ganz ernste Ausdrücke im Gesicht haben. Also ist es für die Kinder eine ernste Tätigkeit. Und soweit betrachtet ist es auch sehr wichtig, weil Kinder beim Spielen alle wichtigen Fähigkeiten von selbst entwickeln. Kinder lernen, wenn sie von etwas begeistert sind. Wenn man sie zwingt etwas zu tun, dass sie jetzt im Moment gar nicht wollen, fällt es ihnen viel schwerer zu lernen. (Siehe Gerald Hüther)
Kinderzeichnung Meine Tochter malt mit Begeisterung. Ich male auch gern, aber so wie meine Kleine malt, da kann ich noch viel lernen. Wenn sie malt, malt sie einfach mit Leib und Seele mit einer Hingabe, die alles andere ausblendet. Ihr freier Strich fasziniert mich schon lange. Einige bekannte Künstler haben dieses Phänomen bereits studiert, wie Picasso und Paul Klee. In der Art Brut und im Dada wurden Kinderzeichnungen auch erforscht und sogar nachgeahmt. Ich will diese Art zu malen, diesen Zustand der vollen Präsenz nachmachen, aber doch in meiner Art malen. Ich will nicht den Pinseltuktus eines Kindes nachahmen, da hol ich mir lieber Experten, die das besser können. Diese Expertin habe ich gefunden in meiner Tochter. Ich will der Kinderzeichnung aber mit dem gebührenden Respekt, Anerkennung und Wertschätzung begegnen. Ob es als Kunst definiert wird ist mir egal. Im akademischen Sinne wird das natürlich nicht der Fall sein und ich will auch die Kinderzeichnung nicht mit der bildenden Kunst vergleichen. Ich möchte die Kinderzeichnung ergänzend, als Genre hinzufügen. Der Kunstbegriff muss eh ständig neu diskutiert werden.
Die Entstehung unserer Bilder Wir malen selten gleichzeitig zusammen an einem Bild, denn meistens wenn meine Tochter malt betreue ich sie nur, indem ich zum Beispiel den richtige Pinsel suche, Farbe mische und alles tue, damit sie es bequem hat. Manchmal malt sie zuerst etwas auf den Malgrund und nachher male ich etwas dazu, ohne dass ich ihre Malerei oder Zeichnung übermale. Oder der umgekehrte Weg ist, dass ich ein Bild male und ich es ihr danach dann reiche und ihr vollkommen freie Hand lasse. Eine Herausforderung war, dass die Kinder das Malen nicht beginnen als zu ernst zu empfinden, weil es jemand Kunst nennt. Aber ich glaube, dass für Kinder das Wort Kunst irgendwie schön und groß klingt, aber sie diesen natürlich nicht ausreichend definieren können. Es ist nur ein Begriff, der bedeutungsvoll klingt. Ich hatte nie das Gefühl, dass sie dadurch gehemmt wurde. Wir teilen einfach nur eine Begeisterung und sie spürt die Wertschätzung die ich ihr entgegenbringe. Natürlich fand das immer wertfrei statt. Es geht beim Ergebnis eben auch nicht primär darum, dass es gut oder schön ist. Ich knüpfe hier mehr an das Verfahren der Expressionisten an, denen es primär, um den Prozess des Erschaffens geht. So mache ich mich ganz leer während ich male und lasse es geschehen. Die Fotos, die ich als anatomische Vorlage verwende suche ich ganz intuitiv aus. Manchmal logisch manchmal analog sind die Symboliken der Bildkompositonen oft vielschichtig und laden die Rezeptanten zum eintauchen ein. Kinder sind wahre Meister im Assoziativen und Kreativen. So erschaffen sie oft aus dem Nichts Geschichten. So sind meine Bilder ein Anstoß, um Geschichten weiterzuspinnen oder ein Ausschnitt aus Geschichten des Lebens, des alltäglichen Lebens. Ich möchte mit diesen Bildern dafür plädieren, dass Kinder wieder mehr ins Zentrum der Gesellschaft rücken. Dass Kinder mehr gesehen werden. Dass Kindern ein großer Platz in der Gesellschaft gewährt wird. Das spielerische bedeutet nicht, dass man naiv ist. Es geht hier nicht um pädagogische Ratgebung sondern um ein sich bewusst werden, wie klar und bewusst die Tätigkeit des Spielens ist. Im Spiel entspannen wir. Und es ist weitgehend bekannt, dass die Fähigkeit zur Entspannung das um und auf für ein gesundes Leben ist. Ich möchte einladen zum Spiel. Erinnern an die eigene Kindheit und herauslocken das Innere Kind, das in Jedem innewohnt.
Kunst macht glücklich Sobald jemand im Hier und Jetzt ruht, verschwindet die Angst. Wenn die Angst verschwindet kann ich Kraft sammeln, die ich vielleicht brauche um die Welt zu verbessern. Wo die Konzentration hinfällt, fließt Energie hin. Dieses wächst dadurch. So möchte ich mit unserer Kunst nicht darauf aufmerksam machen, wieviel Schlechtes in der Welt ist. Was ich übrigens gar nicht ganz verneinen kann. Man muss nicht weltfremd sein, um Optimistisch zu sein. Ich will mit den Bildern auch nicht sagen, dass alles lustig und schön ist auf der Welt. Sondern ich will sagen egal wie gut oder schlecht es ist, es ist nie ein Grund sich in der Angst und im Hass zu verlieren. Dass es wichtig ist in einer neutralen bis positiven Einstellung zu bleiben. Jetzt ist noch jetzt. Mögen die „Kinderbilder“ viele Menschen stets daran erinnern, wenn sie die Bilder jeden Tag auf ihrer Wand betrachten können. Es hat Zeiten geben, in denen ich mich viel mit kritischen Themen auseinander gesetzt habe und ich sehr viel traurig war. Diese Zeiten sind immer wieder wichtig, um zu hinterfragen wie weit die eigene Lebensweise Schaden anrichtet oder eben nicht. Um sich immer wieder die Frage zu stellen, was kann ich sinnvolles tun. Aber nur mal diesen Sommer, stellte ich die fragen anders, aus einer anderen Richtung. Nicht was kann ich tun, sondern welcher Bewusstseinseinzustand bringts von Innen heraus. Und rein theoretisch ist mit jeder neuen Generation alles möglich. Mit jeder Generation kann sich alles ändern. Ja rein theoretisch sogar alte Systeme. Egal was ist, steht man auch gerade auf der Sonnenseite oder der Schattenseite es ist immer von jedem die Wahl, ob man sich unterkriegen lässt oder nicht. Jedesmal, wenn ich ein spielendes Kind beobachte, komme ich ganz zu mir und kann den Moment genießen und mich mit dem Kind erfreuen. Und jedesmal, wenn sich auch ein Erwachsener dazugesellt und auf seine Art „Mitmacht“ steigt die Hoffnung auf das Gute für die Welt. Und ja ihr dürft mich naiv schimpfen. Naivität kann auch eine bewusste Entscheidung sein und nicht nur eine Charaktereigenschaft. Dieser Bildzyklus besteht aus ca 70 Exponaten, die von Oktober bis Februar im Kunstsupermarkt in der Maria Hilfer Straße ausgestellt sind und auch dort gekauft werden können. Mehr Informationen finden Sie auf https://kunstsupermarkt.at/
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